Für alle im folgenden aufgeführten Touren wurde der Kompass Wanderführer 902 (Ötztal/Pitztal) und die Kompass Wanderkarte 43 ((Ötztaler Alpen) Maßstab 1:50.000 verwendet. Alle angegebenen Touren wurden mit unserer Boxerhündin „Tinka“ und unserem Mischlingsrüden „Charly“ ohne Probleme bewältigt. Die Touren sind weder besonders schwierig, noch gefährlich, und sie enthalten weder Leitern noch Haken. Eine ordnungsgemäße Wanderausrüstung (Rucksack, Bergschuhe, Regencape etc.) ist auf jeden Fall erforderlich. Ausgangspunkt und hundefreundliche Unterkunft für diesen Urlaub war der Gasthof Brückenwirt in Zwieselstein. Auch mit zwei Hunden ist man im Haus willkommen, und natürlich dürfen gut erzogene Hunde mit ins Restaurant. Hundehalter können auf Wunsch Zimmer im Parterre bekommen. Direkt an der nicht abgegrenzten Terrasse liegt eine riesige Wiese. Unterhalb ein wunderschöner Wanderweg direkt entlang der Venter Ache. Zwieselstein bietet den Vorteil quasi in der Mitte zwischen den großen Wandergebieten von Sölden, Vent und Obergurgl zu liegen. Alle genannten Orte sind innerhalb kürzester Zeit erreicht. Zwieselstein hat nur ca. 200 Einwohner und 2 Hotels, ist deshalb auch nicht überlaufen.
1) Bergsteigerdorf Vent 1.900 m – Breslauer Hütte 2.840 m – Seufertweg (Höhenweg) 2.700 – 2.800 m – Rofenhöfe 2.011 m – Vent 1.900 m:
Morgens um 8:45 Uhr fuhren wir von Zweiselstein aus los Richtung Vent. Direkt von dem Ort Zwieselstein führt die schmale Serpentinenstraße vorbei an den Ansiedlungen Bodenegg und Heiligkreuz hinauf zu dem in einem wunderschönen Höhental gelegenen Bergsteigerdorf Vent. Der auf 1.900 m gelegenen idyllischen Ort Vent ist Ausgangspunkt für viele Höhentouren, Gletscherbegehungen und Bergbesteigungen in den Ötztaler Alpen. Die Fahrt von Zwieselstein nach Vent dauert ca. 20 Minuten. Direkt am Ortseingang liegen zwei große Wanderparkplätze, wo Wanderer gegen Gebühr ihren Pkw abstellen können. Nur Anwohner und Hotelgäste des Ortes dürfen mit dem Pkw in den Ort. Kurz hinter dem Parkplatz am Ortseingang beginnt der Wanderweg 919, der steil in Serpentinen durch Weideflächen, über Skipisten und vorbei an Lawinenabsperrungen bergan führt. Ungefähr an der Sesselliftendstation stießen wir das erste Mal auf eine Herde freilaufender Schafe. Im Ötztal begegnet man auf fast jeder Höhentour größeren und kleineren Herden freilaufender Schafe. Bergbauern und Schäfer sehen es nicht gerne, wenn Hunde hier freilaufen, da es wohl schon häufiger vorkam, daß freilaufende Hunde die Tiere hetzen, und diese dann aus Panik an den Steilhängen zu Tode stürzen. Haben Sie einen Hund, der einen extrem starken Jagdtrieb hat oder den Umgang mit anderen Tierarten nicht gewöhnt ist, so sollte der Hund während der Höhentouren wirklich angeleint bleiben. Tinka und Charly gingen im normalen Schritt auf die Schafe zu, man beschnupperte sich kurz und dann ging es weiter.
Von der Sesselliftendstation führt der Weg weiter durch die Schafherden bergan bis hinauf zur Breslauer Hütte. Die auf 2.840 m gelegene Berghütte ist von Vent aus innerhalb ca. 2 ½ Stunden Wanderzeit erreicht. Auf dem Weg begegneten uns zwei Wanderer mit Hunden, ein älterer Herr war mit seinem Berner Senn Rüden namens Alf unterwegs, ein Vater mit seinem Sohn und einem mittelgroßen Mischling begegneten uns außerdem.
An der Breslauer Hütte machten wir ca. 20 Minuten Pause, dann begaben wir uns auf den an der Breslauer Hütte ausgeschilderten Höhenweg, der von der Breslauer zur Vernagthütte führt. Es handelt sich um den Seufertweg (Nr. 919), der auf durchweg fast gleichbleibender Höhe zu der Vernagthütte führt. Der Weg trägt eine Höhenangabe von 2.700 m – 2.800 m und führt als sehr schmaler Bergpfad mit wunderschönem Ausblick ins Rofental entlang an schroffen Felswänden über Platten und durch den Bachverlauf des Mitter- und des Plattelbaches in Richtung Vernagtbach und Vernagthütte. Ein Stück des Weges hatten wir hier eine kleine Gruppe mit zwei Berner Senn Hündinnen vor uns. Wir machten eine kurze Pause um der Gruppe einen Vorsprung zu geben, denn es war ausgesprochen lästig, daß die Hunde hier auf dem schmalen Weg nun alle miteinander spielen wollten, und dabei jedem Wanderer zwischen die Beine liefen.
An der Kehre, die letztendlich den Blick in das Höhental mit dem Vernagtbach eröffnet wird die auf der gegenüberliegenden Talseite liegende Vernagthütte sichtbar. Der Weg führt hier abwärts durch Geröll und morastige Grasflächen zum Vernagtbach. Um zur Vernagthütte zu gelangen müßte man den Vernagtbach überqueren und an dem Hang am anderen Ufer nochmals ein kurzes aber steiles Stück ansteigen. Hierzu fehlte uns jedoch nach nunmehr ca. 5 Stunden Gesamtwanderzeit, davon die letzten 2 ½ Stunden auf gleichbleibender Höhe, einfach die Ausdauer. Also entschlossen wir uns statt den Vernagtbach zu überqueren an seinem Ufer entlang Richtung Rofental zu wandern. Das Wetter war zum Wandern in diesen Höhen fast zu warm und unsere Füße schmerzten. Den Hunden war von den Anstrengungen noch nichts anzumerken. Der Weg entlang des Vernagtbaches Richtung Rofental trägt die Nr. 920. Dieser Weg führt zum Vernagtegg als schmaler, teilweise steiler Bergpfad durch Geröll. Hinter der Kehre am Vernagtegg eröffnet sich der erste Blick ins unterhalb liegende Rofental. Der Weg führt schließlich steil in Serpentinen durch Weideflächen talwärts. Das letzte Stück zu den Rofenhöfen über erst Schotter und schließlich Asphaltstraße, war jedoch eigentlich das anstrengenste Stück. Ca. ¾ Stunde bis 1 Stunde wandert man eben auf gleicher Höhe auf der schmalen Asphaltpiste durch eingezäunte Weiden, auf denen Schafe und Haflinger weiden.
Die beschriebene Tour war im Wanderführer mit 6 Stunden angegeben, wir benötigten unter Auslassung der Vernagthütte schon 8 ½ Stunden. In 6 Stunden wäre die Tour nur bei kühlerer Witterung und ohne Pausen zu schaffen. Wegen der Wärme tranken die Hunde nun an jedem Bachverlauf von dem eiskalten Gebirgswasser und Mensch und Tier benötigten immer öfter eine Verschnaufpause. Da der Weg zu den Rofenhöfen stark bewandert wird, und die Weideflächen von Elektrozaun eingegrenzt sind, hatten wir die Hunde an der Leine. An den Rofenhöfen kam dann was kommen mußte. Da die einheimischen Hunde in Österreich und Südtirol alle freilaufen, haben wir trotz Verbotsschildern meistens unsere Hunde auch ohne Leine, denn bei den Begegnungen mit einheimischen Tieren ist es so einfach unkomplizierter. An den Rofenhöfen gibt es eine ältere Schäferhund-Collie-Mischlingshündin und einen Berner Senn Rüden. Diese kamen nun bellend auf uns zugestürmt. Wir ließen die Leinen unserer Hunde fallen, damit Sie sich bei der bevorstehenden Begrüßung weder stark noch eingeengt fühlen würden. Die Hunde beschnupperten sich gegenseitig und der Berner-Senn Rüde spielte kurz mit „Tinka“. Die Mischlingshündin trottete nach kurzer Begrüßung desinteressiert davon.
Von den Rofenhöfen folgten wir der asphaltierten Straße Richtung Vent, wo wir um ca. 17:30 Uhr wieder am Auto eintrafen. Das letzte Stück auf dieser „Rennpiste“ schien überhaupt nicht enden zu wollen. Die Füße spürten wir trotz erstklassiger Bergschuhe gar nicht mehr. Gesamtwanderzeit für diese Tour: ca. 8 ½ Stunden.
2) Hochsölden ca. 1.900 m – Rotkogeljochhütte 2.650 m – Schwarzsee 2.799 m – Rettenbachalm 2.145 m – Hochsölden ca. 1900 m:
Um ca. 9:00 Uhr brachen wir von Zwieselstein per Auto auf Richtung Sölden. Beim Ortsbeginn Sölden führt eine gut befahrbare, asphaltierte und ausgeschilderte Serpentinenstraße links hinauf nach Hochsölden. Man bleibt auf dieser Straße und biegt nach wenigen Kehren nicht links ab Richtung Rettenbachferner (Mautstraße), sondern folgt immer der Beschilderung Hochsölden. Beim ersten Parkplatz unterhalb der ersten Hotelanlagen in Hochsölden ist die letzte Parkmöglichkeit für Wanderer. Das Abstellen der Pkw`s in dem Skidorf oder auf Parkplätzen der Hotels ist nicht erlaubt. Vom Parkplatz wandert man zunächst auf der asphaltierten Dorfstraße bergan. Am Ortsende führt ein kleiner Wanderpfad über steile Wiesenhügel bergan bis zu einem Wegweiser. Hier begibt man sich auf den Weg 34 a, der zunächst fast eben durch Weideflächen/Skipisten führt. Schafe und Kühe weiden hier. Rechts biegt schließlich die Schotterpiste (Nr. 34) ab und führt leicht steigend und kurz vor der Rotkogeljochhütte steil werdend hinauf zu der sehr gepflegten Berghütte. Von der kleinen Terrasse der Rotkogeljochhütte aus hat man den Blick auf die umliegenden Berge und auf den Bergpfad Nr. 37, der entlang der Wand des Rotkogelds zum Schwarzsee hinaufführt.
Nach ca. 20 Minuten Pause an der Rotkogeljochhütte brachen wir wieder auf. Für diese Wanderung hatten wir einen sehr warmen Tag erwischt, und so war die Wanderung bis hierher schon etwas beschwerlich und schweißtreibend. Die Wanderzeit bis zur Rotkogeljochhütte betrug ca. 2 bis 2 ½ Std. In strahlendem Sonnenschein genossen wir den wunderschönen Ausblick von der Hütte. Bei klarer Sicht eröffnete sich auch die phenomenale Aussicht auf den Rettenbachferner, auf dessen Pisten man Skiläufer beobachten konnte.
Von der Rotkogeljochhütte nahmen wir den Bergpfad Nr. 37 zum Schwarzsee. Ein schmaler und erst mäßig steiler Anstieg entlang der Felswand durch Geröll. Das letzte kurze Stück vor dem auf 2.799 m liegenden Bergsee ist noch sehr steil. Am Ufer des dunklen Bergsees machten wir bei traumhaftem Wetter eine kurze Pause. Dann ging es entlang dem Ufer über große Felsblöcke und Steinplatten in Richtung Schwarzkogel. Auf diesem Stück des Weges hatte unsere Boxerhündin Probleme. Der wesentlich kleinere Mischlingsrüde scheint gelenkiger und wendiger und bewältigt Hindernisse wie die Felsplatten im Sprung, die Boxerhündin dagegen drohte mit unsicherem und stelzigem Schritt mit den Pfoten zwischen die Felsplatten zu rutschen. Meinem Mann blieb nichts anderes übrig, als die zu dem Zeitpunkt immerhin 27 kg schwere Hündin das kurze Stück über die Platten- und Blockformationen zu tragen.
Direkt nach den Felsplatten steht man am Aufstieg zum Schwarzkogel. Man läuft ein Stück den steiler ansteigenden Hang hinauf und biegt dann auf einem Trampelpfad der talwärts führt links ab Richtung Rettenbachtal. Dieser Pfad Nr. 36 führt steil und durch Geröll durch eine regelrechte Mondlandschaft talwärts. Geradeaus der imposante Ausblick auf den gegenüberliegenden Rettenbachferner und das Rettenbachtal. Der in der Wanderkarte gepunktete Weg ist weder schwierig noch gefährlich, vorausgesetzt man trägt das entsprechende Schuhwerk (hochalpine Bergwanderschuhe). Der Pfad führt entlang des Vorderer Einzeiger und dem großen Rettenkar hinunter auf den Wanderweg 34 a. Dieser Weg führt teilweise wieder durch karge Weideflächen, vorbei an freilaufenden Schafen, schließlich als Schotterpiste und dann wieder über Felsplatten fast eben immer entlang der Bergwand unterhalb des Schwarzseekogels, Rotkogels und der Rotkogeljochhütte Richtung Hochsölden. Unterhalb der Rotkogeljochhütte gabelt sich der Weg. Man hat hier mehrere Möglichkeiten, entweder man steigt wieder auf zur Hütte auf Weg Nr. 34 b, in die entgegengesetzte Richtung kann man auf dem 34 b absteigen zur Rettenbachalm/Rettenbachtal oder man bleibt auf Weg Nr. 34 a und wandert fast eben direkt zurück nach Hochsölden.
Wir entschieden uns zur Rettenbachalm zu wandern. Teilweise steil führt der Pfad durch Weideflächen hinab zur idyllisch gelegenen Alm. Bei der Rettenbachalm handelt es sich nicht mehr um eine richtige Almhütte, sondern um einen landschaftlich traumhaft gelegenen Restaurantbetrieb. Bei Beginn des Abstiegs hatte sich der Himmel schon langsam zugezogen, bei Ankunft an der Alm schien hier unten die Sonne die Wanderpfade oberhalb waren umgeben von dicken Wolken. Beim einem Blick durch das Fernglas auf den Rettenbachferner war zu sehen, daß sich die Pisten auf dem Gletscher langsam leerten. In den warmen Monaten des Jahres ist das Skifahren hier nur bis mittags möglich, danach wird es wegen dem schmelzenden Schnee zu gefährlich. Möchte man den Rettenbachferner ganz aus der Nähe sehen, so kann man auf einer Mautstraße (Maut pro Pkw über 100.- DM) bis zum Rettenbachferner fahren und von dort durch einen Tunnel durch den Rettenbachferner zum Tiefenbachferner, von wo aus man einen imposanten Blick über die Gletscherwelt genießen kann. Dieser Tunnel quer durch den mächtigen Gletscher ist mit Sicherheit ein Erlebnis.
Nach einer Rast an der Rettenbachalm wanderten wir auf dem Wanderweg der links von der Alm verläuft oberhalb von der Alm Davidlas Thaja, Stabelalm und Gampealm fast eben zurück nach Hochsölden. Gesamtwanderzeit für diese Tour mit kurzen Pausen ca. 8 ½ Std.
3) Obergurgl 1.900 m – Ramolweg (Höhenweg) – Ramolhaus 3.006 m – Ramolweg – Obergurgl 1.900 m:
Und wieder haben wir Bilderbuchwetter. Strahlend blauer Himmel, in den Tälern ca. 25 Grad, für anstrengende Aufstiege eigentlich schon zu warm. Aber wir wollen die Höhentouren hinter uns bringen bevor ein zu erwartender Wetterumschwung die Wanderungen in diesen Höhen vielleicht durch das gegenteilige Extrem unmöglich macht. Von Zwieselstein aus fahren wir mit dem Pkw Richtung Timmelsjoch. Statt nach Hochgurgl oder zum Timmelsjoch links hinauf, bleiben wir auf der Straße Richtung Obergurgl. Am Ortseingang Obergurgl muss der Pkw am Parkplatz der Bergbahn abgestellt werden (gebührenpflichtig). Ein Durchfahren des Ortes oder das Parken im Ort ist nur Hotelgästen und Einwohner gestattet. Der Durchwanderung des Ortes verlängert die Gesamtwanderzeit um ca. ½ Stunde und ist auf Asphalt unangenehm. Am Ortsende durchquert man einige Weideflächen und Wiesen, überquert eine kleine Brücke und steigt dann erst steil auf einem Geröllpfad durch Zirben in mehreren Serpentinen bis auf ca. 2.050 m an. Auf diesem Wegstück ist es ratsam den Hund, falls er einen ausgeprägten Jagdinstinkt hat, anzuleinen. In den umliegenden Felsen befinden sich extrem viele Murmeltiere, die beim Erscheinen der Wanderer zwar schrille Warnpfiffe ausstoßen, aber nicht die Flucht ergreifen, sondern überall auf den Felsen sichtbar sind.
Man folgt nun dem malerischen Ramolweg/ Ötztaler Jungschützenweg (Nr. 37/902). Dieser Bergpfad ist völlig unterschiedlich, er führt mal an kargen Grünflächen, einem kleinen Tümpel und einer verfallenen Schäferhütte, später durch Geröll und Felsplatte, dann durch Bachverläufe und unterschiedlich steil bergan. Bedingt durch das schöne Wetter waren sehr viele Wanderer unterwegs. Anstrengend wurde die Wanderung besonders dadurch, daß die Hunde, die auf der gesamten Strecke frei liefen, natürlich mit schnellerem Schritt unterwegs sind, als der Zweibeiner. Das bedeutet natürlich, daß man als Besitzer die Tiere immer wieder mit Kommandos abbremsen muss. Durch Kommandos wie „Fuß“ oder „Steh“ geht uns auf den steileren Strecken dann manchmal doch die Puste aus und Pausen müssen des öfteren eingelegt werden. Oftmals überholt man mit beschleunigtem Schritt andere Wanderer und das zehrt an den Kräften. Die Hunde lassen wir nur deshalb auch hier oben frei, weil sie beide ohne zu zögern Wanderer umgehen, niemanden belästigen und nicht jagen. Beide Hunde haben von kleinauf gelernt, wie man sich im Hochgebirge zu verhalten hat, sie sind beide durch Kommandos einwandfrei zu lenken und laufen niemals mehr als 5 Meter voraus.
Der Ramolweg bietet den Ausblick auf die Gurgler Ache die gegenüber liegenden Berggipfel und Gletscher, sowie auf den riesigen Gurgler Ferner, ungeheuer imposant. Extrem ist das letzte Stück Steigung hinauf zum Ramolhaus. Schätzungsweise die letzten 300 Höhenmeter werden nach dem langen aber nicht extremen Aufstieg durch die extreme Steilheit zur echten Tortour. Das Ramolaus ist mit seinen 3.006 m eine der höchstgelegenen Berghütten der Region und glücklicherweise nicht per Seilbahn erreichbar, trotzdem herrscht auf der Hütte reger Andrang, die kleine Sonnenterrasse ist bis auf den letzten Zentimeter voll. Bis zur Hütte benötigten wir mit nur ganz kurzen Päuschen ca. 2 ½ bis 3 Std. Wanderzeit. Auf der Hütte gönnten wir uns eine Pause von ca. ¾ Stunde und machten einige schöne Fotos vom Gurgler Ferner. Vom Ramolhaus bot sich der Blick bei strahlendem Sonnenschein auf das Hochwildehaus am Rande des Gurgler Ferners, sowie auf das Rotmoostal mit dem Rotmoosferner im Talschluß und auf die Karlsruher Hütte. Leider waren Karten und Hüttenstempel auf dem Ramolhaus ausverkauft, wir traten also den Rückweg zum ersten Mal ohne die übliche Trophäe an.
Um ca. 14:30 wanderten wir vom Ramolhaus auf gleichem Weg zurück. Auf dem Rückweg machten wir noch drei kürzere Pausen. Wir ließen die Hunde in einem kleinen Teich am Weg ein kühlendes Bad nehmen und sogen diese traumhafte Landschaft in uns ein. Die Hunde stellten sich zu einer kleinen Gruppe Schafe. Die Schafe und die Hunde beschnupperten sich, als dann Charly dem einen Schaf das Maul ableckte, wurde es dem Schaf aber wohl etwas zuviel, es ging mit gebeugtem Kopf auf Charly los, der schnellstens die Flucht ergriff und zu Frauchen auf den Weg kam.
Ca. 17:30 Uhr waren wir wieder am Ortsrand von Obergurgl angelangt und hatten dann noch das unangenehme Reststück auf asphaltierter Straße durch den gesamten Ort zum Parkplatz vor uns. Gesamtwanderzeit mit ca. 5 kurzen Pausen und 45 Minuten Pause an der Hütte ca. 7 Stunden.
4) Obergurgl 1.900 m – Schönwieshütte 2.280 m – Obergurgl 1.900 m:
Heute hat man das Gefühl, die Schönwetterperiode sei vorerst vorbei. Wir hatten uns bei stark bewölktem Himmel und der Aussicht auf Regen vorgenommen, einen Pausentag einzulegen. Eine kurze Wanderung sollte es heute wohl tun. Wir überquerten die Hauptstraße in Zwieselstein und wanderten auf dem Jungschützenweg (Nr. 5) von Zwieselstein nach Sölden. Der Wanderweg führt durch die wildromantische Kühtrainschlucht. Der Weg verläuft mal eben mal ansteigend immer entlang der Ache. An einigen Stellen pausierten wir unterwegs, um die Hunde zum Spielen an das Sandufer und wo immer möglich ins Wasser zu lassen. Dabei ist jedoch äußerste Vorsicht geboten, die Ache ist streckenweise wirklich ein reißendes Gewässer und das Ufer nur an wenigen Stellen seicht.
Der Wanderweg führt schließlich als asphaltierte Straße durch die Neubaugebiete am Ortsrand von Sölden, von hier sind es nur wenige Minuten Gehzeit zur Ortsmitte mit den Restaurants und Geschäften. Ein Wegweiser zeigt den Abzweig zur Moosalm an. Man folgt der kleinen Straße durch einige Kehren hinauf zu der Moosalm. Kein Almbetrieb, eher eine kleine Gaststätte. Man sitzt hier auf der Sonnenterrasse sehr schön, wir waren aber deshalb enttäuscht, weil wir uns nach der Namensgebung vorgestellt hatten, es handele sich um eine typische Alm. Chefin auf der Moosalm ist eine alte und sehr ruhige Schäferhündin. Von der Moosalm gingen wir auf gleichem Weg durch die Kühtrainschlucht zurück nach Zwieselstein. Gesamtwanderzeit ohne Pausen ca. 1 ½ bis 2 Stunden.
Da sich das Wetter im Verlauf des vormittags besserte, entschlossen wir uns doch noch eine Wanderung in Angriff zu nehmen. Wir fuhren kurzerhand nach Obergurgl, wo wir das Auto wieder am Ortseingang abstellten. Nach Durchquerung des Ortes führt am Bundessportheim ein Schotterfuhrweg bergan, auf dem wir unsere Wanderung um 14:00 Uhr begannen. Der Weg Nr. 929 ist eine breite Schotterpiste und führt entlang den Weideflächen und Skipisten zur Nederhütte (nur während der Skisaison geöffnet). Bedingt durch Arbeiten an den Lawinenabstützungen kamen uns leider auf der staubigen Piste viele Laster entgegen. Auf den nicht eingezäunten Weideflächen rundum weidete noch das hier so typische Grauvieh, und mehrmals mußten wir wegen der Laster auf der Weide zwischen dem Vieh weiterlaufen. Vorbei ging es an der Sesselliftstation und der Nederhütte. Mäßig ansteigend führt der Weg vorbei an Weideflächen mit Herden freilaufender Haflinger und Schafe Richtung Rotmoostal und Schönwieshütte. Die Schönwieshütte am Eingang des Rotmoostals bietet einen traumhaften Blick auf das innere Rotmoostal mit der Rotmoosache und dem Rotmoosferner, in die entgegengesetzte Richtung der Blick auf Obergurgl und die gegenüberliegenden Berghänge mit dem Aufstieg zum Ramolhaus. Die Hütte liegt auf 2.275 m und die Wanderzeit von Obergurgl bis hierher beträgt ohne Pause ca. 1 ½ bis 2 Stunden. Trotz nun wieder einsetzendem Regen setzten wir uns auf die Terrasse, zum Schutz vor der feuchten Witterung hatten wir unsere Regencapes angezogen. Den gesamten Rückweg mußten wir wegen der Witterung die Regencapes anbehalten.
Unsere zum Zeitpunkt dieses Wanderurlaubes 1 ½ Jahre alte Boxerhündin begegnete in diesem Urlaub zum ersten Mal in ihrem Leben freilaufenden Schafen und Haflingern, und bewältigte die ihr fremden Situationen mit Ruhe und Bravour. Auf der Rückwanderung kam uns auf der Piste ein Mountainbiker entgegen, der so dicht an einem der auf dem Weg stehenden Haflinger vorbeischoß, daß das Pferd scheute. Wir hatten gerade ein paar schöne Aufnahmen von Tinka und Charly umringt von einigen Fohlen gemacht, entschlossen uns nun aber zügig weiterzugehen, bevor die Herde zu nervös würde.
5) Zwieselstein 1.470 m – Brunnenbergalm 1.975 m – Sölden 1.368 m – Zwieselstein 1.470 m:
Als wir morgens um ca. 9:00 Uhr beim „Brückenwirt“ in Zwieselstein aufbrachen, war der Himmel bedeckt und im Tal der Venter Ache sah man den Hochnebel zu den Gipfeln um Vent aufsteigen. Geplant war über die Brunnenbergalm zur Brunnenkogelhütte aufzusteigen. Ein anfangs sehr breiter aber auch sehr steiler Forstweg führt von Zwieselstein auf den oberhalb verlaufenden E 5/Europawanderweg Bodensee-Adria. Vom E 5 zweigt nach ca. ¾ Std. bis 1 Std. Wanderweg vom dann inzwischen eben verlaufenden Forstweg links der Wanderpfad Nr.49 (später Nr. 40 folgend) zur Brunnenbergalm ab. Dieser Wanderpfad führt als schmaler von Wurzeln durchzogener Pfad in Serpentinen durch den Wald mäßig steil bergan.
Nach ca. 20 Minuten Gehzeit auf dem Pfad zog rundum dichter Nebel auf. Bedingt dadurch, das man nur noch wenige Meter weit sehen konnte, erschien es, als ob wenige Meter vor uns die Welt aufhört. Diese Situation finde ich im Hochgebirge immer sehr gespenstisch und Wanderungen bei solchen Witterungsverhältnissen machen nicht gerade viel Spaß. Der Weg wurde bedingt durch nun zusätzlich einsetzenden Regen immer rutschiger. Platzangst machte sich in mir breit, das bedrückende Gefühl der Nebel würde einen erdrücken, Sichtweite vielleicht noch 2 Meter.
Nach ca. 2 Std. Gesamtwanderzeit erreichten wir ein Höhenplateau. Hinter einem Viehgatter galt es nun die total aufgeweichte Weideflächen zu überqueren, man versank im Schlamm und Kuhdung, bei der Überquerung der Wiese wurden Wanderschuhe und Socken durchnäßt. Wir überlegten ob es überhaupt Sinn habe weiterzuwandern, entschlossen uns dann aber auf jeden Fall bis zur Brunnenbergalm zu gehen. Der Weg führte schließlich durch ein kleines Almdorf und wenige Minuten später waren wir an der Brunnenbergalm (Gesamtwanderzeit von Zwieselstein ca. 2 ½ bis 3 Std. Der weitere Aufstieg zur Brunnenkogelhütte machte bei diesen Witterungsverhältnissen keinen Sinn. Also gönnten wir uns als einzige Gäste eine ausgedehnte Pause an der Alm. Da es immer noch regnete, und die Hunde inzwischen aussahen wie Ferkel, kehrten wir nicht ein. Wir nahmen ein wärmendes Süppchen auf der Terrasse der Almhütte im Regen unter einem Vordach sitzend ein. Die Hüttenwirtin bat uns mehrfach doch hereinzukommen, aber da die Hütte vor kurzem erst renoviert worden und drinnen alles so picobello sauber war, sahen wir davon ab. Schließlich brachte sie uns ein paar Handtücher um die Hunde abreiben zu können. Nach ca. einer ¾ Std. Pause kam die Sonne endlich wieder durch. Die Witterung schien sich zu bessern, der Aufstieg zur Brunnenberghütte hätte von hier jedoch nochmal 2 Stunden Wanderzeit und Damit insgesamt 3 ½ bis 4 Std. Rückweg in Anspruch genommen, und es war absehbar, das die Zeit nicht mehr reichen würde, um vor Eintritt der Dämmerung wieder das Tal zu erreichen, schließlich war es zwischenzeitlich fast 13:00 Uhr.
Für den Abstieg nach Zwiesestein entschieden wir uns den Forstweg vorbei an der unterhalb liegenden Stabelalm Richtung Sölden zu nehmen. Im Ortsteil Platte angekommen herrschte wieder strahlender Sonnenschein und der Asphalt dampfte unter unseren Füßen. Statt kühler Witterung war innerhalb kürzester Zeit richtig schwüle Luft. Wir begaben uns schließlich auf den Ötztaler Jungschützenweg und wanderten durch die Kühtrainschlucht zurück nach Zwieselstein. Ca. 15:00 Uhr waren wir wieder beim Brückenwirt. Da wir nicht den Rest des nun doch wieder schöner werdenden Tages auf dem Zimmer sitzen wollten, nahmen wir uns vor, noch zum Sahnestüberl zu fahren.
Das Sahnestüberl ist eine kleine Almhütte etwas oberhalb von Zwieselstein an der Straße zum Timmelsjoch gelegen. Wir fuhren von Zwieselstein aus die Straße hinauf Richtung Gurgl und Timmelsjoch, entlang der Gurgler Ache. Links im Tal an der Ache gelegen sieht man die ursprünglich anmutende kleine Alm. An der Straße oberhalb gibt es einige Parkplätze direkt an einer Bushaltestelle, man kann aber auch zu der etwas unterhalb der Straße gelegenen Hütte fahren. Wir machten es uns auf der urigen Terrasse der Almhütte gemütlich. Beide Hunde verzogen sich müde unter die hölzerne Sitzbank. Beim Lesen der Speisekarte wurde wir dadurch aufgeschreckt, daß beide Hunde bellend unter dem Tisch hervorschossen, soweit die Leinen das zuließen. Fiepsend sprang ein kleiner Mischling unter unserem Tisch hervor. „Rölfi“, der hütteneigene Mischling, war ohne das wir es bemerkt hätten unter den Tisch gekrochen, um Charly und Tinka zu begrüßen. Unsere beiden Racker waren in ihren Träumen von Schinkenbrot und der hinter uns liegenden Tour vom Vormittag überrascht worden, und nun mußte man dem Eindringling ja einmal kurz auf hundisch erklären wer an diesem Tisch das Sagen hat.
6) Zwieselstein 1.470 m – Lenzenalm 1.898 m – Nedersee 2.436 m – Mechthild`s Alm ca. 1.890 m – Sahnestüberl 1.656 m – Zwieselstein 1.470 m:
Bei strahlendem Sonnenschein unternahmen wir heute wieder eine längere Wanderung. Wir ließen den Pkw beim Brückenwirt in Zwieselstein und wanderten im Ort los. Erst ging es auf einem schmalen Wanderweg paralell der Bundestraße 186 durch Wiesen und Wald auf mäßig steilem Pfad bergan.Von Zwieselstein aus in der dritten Kehre der Bundesstraße überquert man diese und folgt dann auf der anderen Straßenseite erst dem Trampelpfad und nach kurzer Zeit dem breiten Fuhrweg zur Lenzenalm. Von Zwieselstein bis hinauf zur traumhaft gelegenen Lenzenalm wandert man ca. 1 bis 1 ½ Stunden.
Die hundefreundliche Wirtin der Lenzenalm wohnt in Zwieselstein und vermietet dort Zimmer und Ferienwohnungen auch an Hundehalter. Die Lenzenalm liegt an einem wunderschönen Hang mit Blick ins Tal und auf den Ort Obergurgl sowie auf das Timmelsjoch. Als wir um 9:30 Uhr auf der Alm ankamen, waren wir die einzigen Gäste auf der romantischen aber viel besuchten Alm. Die Wirtin ist erfrischenderweise extrem hundefreundlich. Nachdem wir uns hingesetzt und eine Buttermilch bestellt hatten, gesellte sie sich zu uns. Sie begrüßte Charly, und als sie Tinka streicheln wollte, wich die Hündin vorsichtig zurück. Die Hündin war zu diesem Zeitpunkt im Umgang mit Fremden noch sehr vorsichtig und scheu und ließ sich nur ungerne von Fremden anfassen.
Tinka hatte jedoch genau wie wir nicht mit der Hartnäckigkeit der Wirtin gerechnet. Ich versuchte die liebenswerte Frau etwas abzubremsen, denn ich hatte Bedenken, daß die Hündin sich zu sehr bedrängt fühlen und doch vielleicht schnappen würde. Ich erzählte der Wirtin, daß Tinka Angst habe und erstmals ein bischen warm werden müsse, später würde sich der Hund bestimmt von ihr streicheln lassen. Mit den Worten: „Ich habe Hunde doch so lieb, und die spüren das“ war die Frau plötzlich auf allen Vieren unter unserem Tisch verschwunden. Durch nichts zu beirren, krabbelte sie wie ein kleines Kind unter dem Tisch hinter der Hündin her, die bald nicht mehr wußte in welche Ecke sie sich noch verkrümmeln soll. Tinka lag zitternd wie Espenlaub und leise grummelnd zwischen meinen Beinen, die Wirtin krabbelte nun zwischen meinen Beinen durch minutenlang hinter dem Hund her. Alle Mahnungen und Ansprachen meinerseits, sowie das Knurren des Hundes, konnten sie nicht von der missionarischen Tätigkeit, dem Bekehrungsversuch unserer Hündin, abhalten. Als die Hündin absolut keine Rückzugsmöglichkeit mehr sah, blieb sie einfach platt wie eine Flunder zitternd am Boden liegen und ließ die nun folgenden Streicheleinheiten widerwillig über sich ergehen. Ich habe so eine Situation in meinem Leben noch nicht erlebt und war einfach völlig geplättet, es passiert mit Sicherheit nicht allzu häufig, das Menschen wirklich überhaupt keine Angst vor Hunden haben. Aber diese Situation war nun wirklich extrem, daß ein Erwachsener auf allen Vieren ca. 15 Minuten unter dem Tisch hinter einem ausgewachsenen Boxer herkrabbelt. Nach ca. 20 Minuten Pause an der Alm mit wunderschönem Ausblick ins Tal wanderten wir weiter.
Man folgt ein kurzes Stück dem Forstweg, der von der Lenzenalm Richtung Obergurgl verläuft und biegt direkt hinter der Alm rechts auf einen kleinen Wanderpfad ab, der erst in Serpentinen durch Wald und Buschwerk führt, bis er sich schließlich als richtiger Bergpfad und Höhenweg durch Geröll und Felsplatten hinaufwindet zum Nedersee (Weg Nr. 30). Auf 2.436 m liegt der wunderschöne Bergsee am Fuße des Nederkogels, an dessen Wand wir Bergsteiger im Aufstieg beobachten konnten. Das letzte Stück des Aufstieges über Felsplatten erfordert auf jeden Fall Trittsicherheit. Auch diese Tour sollte nur mit dem richtigen Schuhwerk in Angriff genommen werden, auf keinen Fall in Halb- oder Turnschuhen. Der Nedersee ist rundherum eingerahmt von Felsblöcken und bietet einen traumhaften Ausblick vom Höhenplateau auf das Timmelsjoch, Untergurgl, Hochgurgl und Obergurgl. Am Ufer des Sees legten wir eine Pause von knapp 1 Stunde ein. Während wir ein Sonnenbad nahmen, döste Tinka im Gras und Charly zog seine Bahnen im eiskalten Wasser des Sees.
Für diese Tour hatten wir einen sehr warmen Tag erwischt und der Aufstieg war ganz schön schweißtreibend, der Abstieg erfolgte auf gleichem Weg. Am Forstweg nahe der Lenzenalm angekommen, entschieden wir uns diesmal auf der direkt unterhalb der Lenzenalm liegenden Mechthild`s Almhütte einzukehren. Die oberhalb liegende Lenzenalm hatte viel Betrieb, auf Mechthild`s Almhütte waren wir die einzigen Gäste. Beide Almen liegen durch uneingezäunte Weideflächen voneinander getrennt nur knapp 200 Meter auseinander. Wir blieben auf der Sonnenterasse der kleinen ebenfalls sehr gemütlichen Alm ca. 30 Minuten und nahmen eine kleine Mahlzeit zu uns. Dann begann der Abstieg talwärts Richtung Bundesstraße. Wir wanderten über die Weidefläche bei Mechthild`s Alm abwärts bis zu einem kleinen Trampelpfad, der dann sehr schmal und steil in Serpentinen durch den Wald zur Straße führt. Nur 20 Gehminuten trennen einen auf diesem Weg von der Bundesstraße. Wir überquerten die Bundesstraße und wanderten auf dem E 5, vorbei am Sahnestüberl talwärts weiter Richtung Zwieselstein. An der Gurgler Ache machten wir ca. auf halber Strecke zwischen Sahnestüberl und Zwieselstein nochmals eine kurze Pause. Dann ging es immer paralell zur Ache, mal bergauf, mal bergab auf dem schmalen und wunderschönen Pfad weiter. Am Schluß wird aus dem Wanderweg ein steiler aber breiter Schotterforstweg, der direkt nach Zwieselstein führt. Auch die heutige Wandertour dauerte mit Pausen wieder 8 ½ Stunden.
7) Vent 1.895 m – Martin-Busch-Hütte (Neue Samoarhütte) 2.501 m – Vent 1.895 m:
Mit dem Pkw fuhren wir von Zwieselstein nach Vent hinauf, wie fast alle Anfahrten in den Wandergebieten des Ötztals kann man auch per Linienbus hinauf nach Vent fahren. Achtung, auf öffentlichen Verkehrsmitteln herrscht in Österreich Maulkorbzwang für Hunde, unabhängig von Größe oder Rasse. Am Ortseingang parkten wir auf dem uns inzwischen gut bekannten Wanderparkplatz. Vom Parkplatz gingen wir durch den Ort, überquerten auf der Brücke in Vent die Ache, um dann kurz hinter der Brücke und den letzten Häusern nochmals die Ache zu überqueren und schließlich auf einem breiten Forstweg durch Weideflächen in Serpentinen mäßig bergauf zu wandern. Wie vielerorts im Ötztal mahnen auch hier Schilder die Hundebesitzer unter den Wanderern ihre Hunde an der Leine zu halten. Unsere Hunde liefen wie immer ohne Leine. Hinter uns kam schon kurz nach Antritt der Wanderung ein Jeep, von der Kleidung her hätte der Fahrer gut ein Förster sein können, da wir ihn aber auch später auf der Martin-Busch-Hütte antrafen bin ich mir bis heute nicht sicher, ob es nicht vielleicht der Wirt der Berghütte war. Hinter uns war noch ein Ehepaar mit Hund unterwegs. Er hielt neben dem Paar an und sprach kurz mit Ihnen. Als der Jeep auf uns zukam ließen wir die Hunde am Wegrand Sitz machen. Der Jeep fuhr ohne Verzögerung vorbei. Das Paar erzählte uns später, der Mann habe sie freundlich gebeten ihre Hündin an der Leine zu halten. Wie bei jeder gemeinsamen Bergtour bisher liefen die Hunde entweder direkt neben uns auf dem Weg oder zwei, drei Meter vor uns. Keiner der beiden Hunde läuft jemals unbeaufsichtigt voraus. Beide haben von kleinauf gelernt, daß das Abweichen vom Weg oder Pfad und das damit verbundene Stöbern im Dickicht absolut verboten ist.
Der Forstweg zur Martin-Busch-Hütte ist bedingt durch die Tatsache, daß er sehr einfach begehbar ist stark frequentiert, auch Spaziergänger in Kleid und Halbschuhen sahen wir hier. Auf einer Höhe von ca. 2.230 m kommt man dann an einer Schäferhütte vorbei. Kurz vor der kleinen Hütte leinten wir die Hunde an, da wir keine Lust hatten, eventuell mit dem Schäfer zu diskutieren, warum unsere Hunde frei laufen. Der Schäfer hat selbst zwei mittelgroße Mischlingshunde (Rüde und Weibchen), die uns später noch begegeneten, als sie dem Laster ihres Besitzer im Windschatten bergauf folgten. Als wir den Laster kommen sahen blieben wir kurz stehen und ließen unsere Hunde Sitz machen, damit sie nicht zu den anderen beiden Hunden hinlaufen um mit ihnen zu spielen, und dabei vielleicht unter den Laster geraten. Der Laster fuhr vorbei, die beiden Hunde des Schäfers liefen hinterher und rannten an unseren Hunden vorbei, als ob diese gar nicht vorhanden seien. Inzwischen hatte uns auch das Paar mit der Hündin eingeholt. Man wanderte ein Stück zusammen und unterhielt sich, die Hunde spielten.
Die gesamte Strecke zur Martin-Busch-Hütte führt durch ein wunderschönes Höhental, nach ca. 2 Stunden Wanderzeit ist die Hütte von Vent aus erreicht. Von der Sonnenterasse der gut besuchten Berghütte hat man einen famousen Blick auf Diem-, Schalf- und Marzellferner, überall rund um die Hütte weiden große Herden von Schafen. Auf der Terasse befanden sich insgesamt 5 Wanderer mit Hunden, keiner der Hunde bellte oder benahm sich anderweitig daneben. Der Himmel war strahlend blau, auf der Terrasse der Berghütte trotz der Höhe im strahlenden Sonnenschein immerhin noch 20 Grad, trotz Wind. Direkt hinter der Hütte beginnt mitten durch die Schafherden der Aufstieg zum Hauslabjoch (Fundstelle des Ötzi) und der Similaunhütte (2 ½ Stunden Wanderzeit, kurzes Stück über Gletscher). Wir sahen davon ab, wie ursprünglich angedacht, noch zur Similaunhütte zu wandern. Die Tatsache, daß wir mit den beiden Hunden ein Stück Gletscher hätten überqueren müssen, schreckte uns ab. Außerdem hätten wir es nicht schaffen können vor Einbruch der Dämmerung wieder das Tal in Vent zu erreichen. Wir waren um ca. 9:30 Uhr in Vent losgewandert, jetzt war es Mittag. Zur Similaunhütte und zurück zum Martin-Busch-Haus hätte schon gut 4 ½ Stunden ohne Pausen gedauert, dann noch 2 ½ Std. zurück nach Vent. Ohne Pausen wären das noch ca. 6 ½ bis 7 Stunden reine Wanderzeit gewesen. Unter normalen Umständen für Wanderer mit nur durchschnittlicher Kondition nicht unbedingt zu empfehlen. Je müder man wird, und das passiert bei solch warmen Temperaturen natürlich schneller, um so unvorsichtiger wird man, jede zusätzliche Pause macht den Wanderer noch müder, und mit schmerzenden, müden Füßen stolpert man durch das Geröll, also viel zu riskant. Hinzu kommt, daß man auf Berghütten in der Regel nicht mit Hund übernachten kann, und im Dunkeln im Hochgebirge herumzustolpern wäre Wahnsinn, also war nach einer ausgiebigen Pause der Rückweg auf dem gleichen Weg angesagt. Wir traten den Rückweg um ca. 14:30 Uhr an und waren um 17:30 Uhr wieder in Vent. Reine Wanderzeit für diese Wanderung ca. 5 Stunden.
8) Sölden 1.368 m – Hochsölden/Gampe Alm 2.000 m – Sölden 1.368 m:
Trotz idealem Wanderwetter, strahlender Sonnenschein und warm, heute brauchen wir endlich mal eine Wanderpause. Vormittags fuhren wir von Zwieselstein aus auf der Bundesstraße nach Längenfeld. Nach einem Einkaufsbummel gingen wir in Längenfeld entlang den Ufern der Ötztaler Ache noch ca. 1 Stunde spazieren. Da uns aber grundsätzlich Unruhe packt, wenn wir im Wanderurlaub Pausentage einlegen, entschlossen wir uns für nachmittags noch zu einer kurzen Wanderung. Wir fuhren zurück Richtung Sölden und weiter hinauf nach Hochsölden. Dort stellten wir auf dem Wanderparkplatz unterhalb des ersten Hotels den Pkw ab. Wir liefen ein Stück bergauf durch den Ort, bis zum Abzweig des Fuhrweges der links auf gleichbleibender Höhe unter anderem zur Gampe Alm führt. Vom Fuhrweg zur Gampe Alm ist ein geringfügiger nicht allzu steiler Abstieg zur Gampe Alm nötig. Vom Parkplatz in Hochsölden bis zur Alm läuft man ca. ¾ Stunde.
Die Gampe Alm ist wunderschön renoviert und das Personal sehr freundlich, was leider selbst auf den Almen und Berghütten keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Trotzdem waren wir von der Alm sehr entäuscht. Erstens herrschte hier absoluter Hochbetrieb, aber das war eigentlich nicht das Schlimmste. Was mich jedes Mal innerlich mit regelrechtem Abscheu erfüllt sind ganz andere Dinge. So saß eine 6 köpfige Familie an einem der Picknicktische auf der Wiese, zwei Kinder von vielleicht 6 und 8 Jahren, ein junges Ehepaar vielleicht Mitte Dreißig und die zur Familie gehörenden Großeltern. Der Familienvater trug ein T-shirt, das eigentlich schon alles sagte: „Keiner weiß wer ich bin, aber alle nennen mich Boss.“ Im Stillen dachte ich: „Das hättest Du vielleicht gerne.“ Während die nicht mehr ganz kleinen Kinder blökend mit den Füßen auf der Skibar herumrannten und für alle Besucher der Alm die Alleinunterhalter mimten, versuchte Oma der Verwandschaft in Deutschland gegen die Kinder anschreiend über Handy zu vermitteln, wie wunderbar die Bergwelt ist. Die Eltern fanden offensichtlich das Verhalten ihrer Kinder völlig normal, nur gut, daß sich wenigstens unsere Hunde nicht auch so aufführten, und das, obwohl der liebe Gott ihnen keinen menschlichen Verstand mitgegeben hat. Die Mutter lachte beglückt ob der Aufmerksamkeit, die die süßen Kleinen auf sich zogen. Der Vater mit dem ausgesprochen coolen T-shirt jagte sich abwechselnd Bier und Schnaps runter.
Bei solchen Szenen wünsche ich mir wirklich Berge könnten sich wie Pferde sträuben jemand auf ihren Rücken zu lassen, und könnten so manchen angeblichen Naturfreak abschmeißen. Wir blieben, bedingt durch die wirklich in keiner Weise gemütliche Situation nur wenige Minuten und traten dann auf gleichem Weg den Rückweg an.
9) Gries 1.569 m – Vord. Sulztalalm 1.898 m – Amberger Hütte 2.136 m (Stubaier Alpen)– Vord. Sulztalalm 1.898 m – Nissl Alm 2.051 m – Gries 1.569 m:
Heute entschlossen wir uns in einem völlig anderen Gebiet zu wandern, und so fuhren wir nach einem ausgiebigen Frühstück um ca. 9:00 Uhr los in Richtung Längenfeld. Auf der Bundesstraße durchfährt man dabei Sölden. Nach ca. 20 Minuten Fahrt ist man in Längenfeld. Von der Hauptstraße in Längenfeld führt rechts in Serpentinen eine schmale Straße hinauf nach Gries im Sulztal. Der kleine Ort liegt in einem wunderschönen Höhental am Sulzbach. Am Ende des Ortes parkt man den Pkw auf dem Wanderparkplatz, auf diesem Parkplatz ist das Parken gebührenfrei. Von hier führt ein erst asphaltierter und später aus Schotter bestehender Forstweg nur mäßig steil erst durch Weideflächen am Fischbach entlang und später durch Wald immer weiter hinauf ins Sulztal. Der Weg ist wirklich sehr gut begehbar und die Aussicht rundum wunderschön. Dichter Wald und satte Wiesen wechseln sich ab, bis kurz vor der vorderen Sulztalam. Ab hier wird der Baumbestand weniger und die Weideflächen immer steiniger. Wir entschlossen uns auf der sehr gemütlich wirkenden vord. Sulztalalm erst auf dem Rückweg einzukehren. Auf Höhe dieser Alm gegegnete uns auch das erste freilaufende Grauvieh. Die grauen Bergkühe scheinen etwas angriffslustiger als alle andersfarbigen Rindviecher. Sie kommen oftmals direkt auf den Wanderer zu und zeigen auch keine Angst vor den Hunden. Also gingen wir zügig weiter aufwärts entlang dem Fischbach in Richtung hintere Sulztalalm. Diese ist zwar als Alm bewirtschaftet, Einkehr jedoch nicht möglich. Hier befindet man sich bereits in den Stubaier Alpen.
Nachdem man den Fischbach überquert hat, führt der Forstweg weiter bergauf zur Amberger Hütte. Von dieser imposanten Hütte in einem wilden Höhental gelegen, bieten sich bei klarer Sicht traumhafte Ausblicke auf den Schrankogel, Bockkogel, Sulztalferner, Wilde Leck, Kuhscheibe und Roter Kogel. Die aus dicken Steinen erbaute Hütte wirkt von außen sehr urig, von innen fanden wir die Hütte eher ungemütlich. Wir nahmen auf der Sonnenterrasse mit Blick auf den Sulztalferner ein Skiwasser zu uns und traten dann den Rückweg an. Auf dieser Wanderung begegneten uns mehrere Wanderer mit Hunden. Wir gönnten den Hunden die wohlverdiente Bade- und Spielpause im Fischbach ungefähr auf Höhe der hinteren Sulztalalm und wanderten dann weiter. Unterwegs trafen wir kurz vor der vord. Sulztalam auf den Wirt der Alm, der mit seiner Gebirgsschweißhunddame namens Vera unterwegs war. An der Alm nochmal einzukehren, wie wir uns ja für den Rückweg vorgenommen hatten, war nicht möglich. Jeder Platz auf der Sonnenterrasse war besetzt, die meisten Wanderer waren hier bei dem Aufstieg eingekehrt und waren offensichtlich hier „hängengeblieben“. Wir wanderten also weiter und entschlossen uns kurzerhand an der Weggabelung wo man entweder Richtung Gries zurück oder wieder bergan zur Nissl Alm wandern kann, den Abstecher zur Nissl Alm zu nehmen.
Nachdem wir nun aber bereits fast bis auf die Höhe des Ortes Gries abgestiegen waren, stand uns nun wieder ein Aufstieg von nahezu 400 Höhenmetern bevor, nach mehreren Stunden wandern eine anstrengende Herausforderung. Von dem breiten Forstweg, der an der Weggabelung abbiegt zur Nissl Alm, und der sich in einigen Serpentinen den Berg hinaufzieht, gibt es zwei Möglichkeiten zur Nissl Alm zu gelangen. Man kann entweder dem Fuhrweg folgen, oder man nimmt die anstrengendere aber abwechslungsreichere Abkürzung, den Bergsteigerpfad. In der zweiten Kehre des Forstweges weist rechts ein Wegweiser auf diesen von Wurzeln durchzogenen, sehr schmalen und steilen Waldpfad hin, der sich durch den Wald aufwärts windet und an mehreren Stellen den Forstweg überquert.
Der Aufstieg zur Nissl Alm lohnt sich auf jeden Fall. Die kleine Almhütte ist zwar gut besucht, vermittelt aber auch eine rustikale Atmosphäre. Als wir bei strahlendem Sonnenschein auf der Nissl Alm ankamen, waren schon mehrere Wanderer mit Hund auf der Sonnenterrasse und dem Vorplatz. Wir nahmen an einem der langen Holztische Platz und bestellten bei der Wirtin etwas zu essen. Zur Alm gehört ein Schäferhundmischling (Rüde) namens Remo, der sich aber in der Hütte aufhielt, da draußen einige Gäste mit Hunden saßen. An der Alm werden auch handgeschnitzte Holzarbeiten verkauft, und so erstanden wir ein handgeschnitztes Edelweiß.
Auf der oberhalb des Vorplatzes gelegenen Sonnenterrasse saß eine deutsche Familie mit ihrem Deutsch-Drahthaar Rüden. Unsere beiden Hunde lagen dösend unter unserem Tisch und einige Tische weiter saß ein einheimisches älteres Ehepaar mit einem sehr ungepflegten und völlig verfilzten Zwergpudel. Der Pudel, der sich hier durch häufigere Besuche bestens auszukennen schien lief schnüffelnd das ganze Grundstück ab. Ich sah den Zwerg munter auf unseren Tisch und unsere Hunde zusteuern. Nur ahnend wem der Hund gehören könnte, rief ich dem älteren Herrn zu, ob das vielleicht sein Hund sei. Er schaute durch mich hindurch und antwortete gar nicht. Ich startete den Versuch nochmals, woraufhin der alte Mann nur sagte „Und wenn?“. Man stelle sich die Situation einmal vor, zwei müde und hungrige Hunde liegen ruhig unter dem Tisch, die beiden bilden durch das Zusammenleben ein kleines Rudel, auf dem Tisch steht Essen und ein dritter fremder Hund kommt unter den Tisch gelaufen. Ich malte mir schon aus, was wohl passieren würde. Da ich eine eventuell durch Futterneid oder Rudelverhalten entstehende Beißerei vermeiden wollte, nahm ich die Leine unserer Hunde unter dem Tisch erstmal kurz, und sprach dann den alten Mann nochmals an. Diesmal war die Ansprache allerdings nicht mehr höflich, ich rief ihm zu den verfilzten Köter bitte zu holen, da wir zwei Hunde unter dem Tisch hätten. Absolut keine Reaktion war das Resultat. Damit war für mich klar es galt die eigenen Hunde loszulassen, damit sie sich im Notfall wenigstens wehren könnten. Der Pudel stand inzwischen unter unserem Tisch, Charly und Tinka begannen beide zu knurren und Charly zog dabei die Lefzen hoch. Beide Hunde blieben dabei liegen, dem Pudel genügte das allerdings auch um zögerlich den Rückzug anzutreten. Als ich wenig später in die Hütte ging um die Rechnung zu bezahlen, sprach ich die Wirtin an, wem denn der Pudel gehöre. Sie erklärte mir darauf, der Hund gehöre dem alten Mann, aber dieser kümmere sich grundsätzlich nicht um sein Tier. Für mich sind solche Hundehalter ein echtes Gräuel, sie entziehen sich jeder Verantwortung auch für das eigene Tier, und versuchen anderen verantwortungsvollerern Hundehaltern die alleinige Verantwortung aufzubürden.
Bei schönstem Wetter blieben wir 1 Stunde auf der Nissl Alm. Von der Nissl Alm aus hatte man den Ausblick auf den Aufstieg zur Winnebachseehütte am gegenüberliegenden Berghang. Wir stiegen dann auf gleichem Weg wieder ab und ca. 17:30 Uhr erreichten wir nach einer kurzen Pause an den Ufern des Fischbachs den Wanderparkplatz. Gesamtwanderzeit mit allen Pausen ca. 8 ½ Stunden.
10) Vent 1.895 m – Rofenhöfe 2.011 m – Titzenthalerweg (Höhenweg mit Seilsicherung) – Hochjoch Hospiz 2.413 m – Rofenhöfe 2.011 m – Vent 1.895 m:
Nach dem Frühstück fuhren wir um ca. 8:30 Uhr wieder mit dem Pkw hinauf nach Vent und parkten dort auf dem Wanderparkplatz. Vom Parkplatz liefen wir durch den Ort und folgten dann der kleinen Asphaltstraße hinauf zu den berühmten Rofenhöfen (höchstgelegener Bauernhof Österreichs, bis vor einigen Jahren übrigens nur über eine Hängebrücke erreichbar). Auf der Asphaltpiste hörten wir nach einiger Zeit hecheln hinter uns. Als wir uns umdrehten sahen wir den Berner Sennhund hinter uns, der zu den Rofenhöfen gehört. Der Hund kam kurz um unsere Hunde zu begrüßen und lief dann zügig weiter in Richtung Rofenhöfe, anscheinend hatte er einien dringenden Termin, vielleicht war das seine Fütterungszeit, auf jeden Fall hatte der Rüde es ungeheuer eilig.
Man überquert die Rofenhöfe, und folgt dann der schmaler gewordenen Straße (Schotter) immer weiter hinein ins Rofental, immer paralell zur Ache, Weg Nr. 902/02. Der Weg verläuft fast eben durch eingezäunte Weideflächen auf denen Haflinger, Kühe und Schafe weiden. Schließlich kommt man zu einem Gatter in einer Wegbiegung. Am Gatter ein großes Hinweisschild: „Hunde an die Leine, sonst erfolgt Anzeige“.
Da der Titzenthaler Höhenweg sehr schmal und mit Seilsicherung versehen ist, hatten wir nicht vor, die Hunde hier anzuleinen. Das Risiko ist für den Zweibeiner viel zu groß. Sollte der Hund abrutschen, was extrem unwahrscheinlich ist, so würde er durch sein Gewicht und die Fallgeschwindigkeit den Halter mitreißen. Hunde stürzen bedingt durch die in der Regel noch sehr gesunden Urinstinkte nicht so schnell ab, aber als Mensch muß man sich hier teilweise wirklich an der Seilsicherung festhalten, und sich auf die eigenen Füße konzentrieren. Für Hundehalter, die ihren Hund wegen starkem Jagdtrieb an der Leine halten müssen, würde ich diesen Weg nicht empfehlen, nimmt der Hund an der Leine einmal kräftig Anlauf, so kann sich der Hundehalter auf diesem Weg wirklich das Genick brechen. Den Titzenthaler Höhenweg sollte man mit Hund nur begehen, wenn der Hund entweder freilaufend einwandfrei an der Seite seines Besitzers bleibt, oder an der Leine egal unter welchen Umständen, einwandfrei Fuß geht. Eine Ausziehleine ist hier nicht empfehlenswert.
Der Titzenthaler Höhenweg ist ein echtes Erlebnis. Als schmaler Gebirgspfad führt er mit Seilsicherung erst an einer Felswand mit Blick in die Schlucht der Ache entlang. Schafe weiden an den Hängen der Schlucht des Rofentales. Der schmale Pfad entlang der Felswand führt nach ca. ¾ Std. Wanderzeit (ab dem erwähnten Gatter) wieder talwärts zu einer Holzbrücke mit Gatter über den Vernagtbach, der als reißender Wildbach von den Bergen bei der Vernagthütte hier ins Tal fließt. An dem reißenden Gewässer machen wir auf den Felsblöcken eine kurze Pause. Ab hier führt der Weg, immer noch schmal, durch Geröll wieder mäßig steigend aufwärts Richtung Rofenbergalm. Es handelt sich hierbei um eine Schäferhütte, Einkehr nicht möglich. Kurz vor der Rofenbergalm machten selbst wir unsere Hunde vorsichtshalber fest. Rund um die Hütte weideten schätzungweise 150 Schafe. Teilweise standen die Tiere direkt auf dem Weg, viele Lämmer waren auch dabei. Die Hunde liefen zwar ruhig vorwärts, aber ohne Leine hätten wir hier wahrscheinlich eine riesen Diskusion mit dem Schäfer gehabt, der vor seiner Hütte stand.
Das letzte kurze Stück von der Rofenbergalm zum Hochjoch Hospiz ist nochmal etwas steiler. Auf dem Hochjoch Hospiz blies selbst bei strahlendem Sonnenschein ein extrem kalter Wind. Wir blieben auf dieser von innen sehr gemütlichen Hütte nur ganz kurz. Direkt an der Berghütte, die nur 10 Gehminuten oberhalb der Rofenbergalm liegt, befand sich wieder dieses berühmte Schild: „Hunde anleinen, Zuwiderhandlung wird angezeigt“, alle Wanderer hatten also ihre Hunde an der Leine, aber der Hüttenhund, ein schwarzer Retriever Rüde lief komischerweise frei.
Ich ging in die Hütte um Getränke und Essen zu bestellen. Die Bedienung, die offensichtlich durch den regen Betrieb auf der Hütte etwas überlastet war, war außerdem ausgesprochen unfreundlich. Da ich zwei Teller mit Essen und zwei Getränke zu tragen hatte, aber kein Tablett groß genug dafür war, hatte ich es gewagt die junge Bedienung zu bitten, ob sie mir mit einem Teil der Sachen folgen könnte. Sie antwortete nur barsch mit nein, es wäre hier Selbstbedienung. Daraufhin fragte ich sie ob es wenigstens möglich sei, daß sie mir die Türe aufhalte, wenn ich schon zweimal laufen müßte und beide Hände voll habe. Darauf hörte ich nur noch ihr Murmeln zu ein paar jungen Männern, wie unverschämt die Touristen wären.
Draußen passierte kurz darauf was passieren mußte, der neugierige Rüde der zur Hütte gehörte, kam zu der Bank auf der wir uns niedergelassen hatten. Charly und Tinka lagen unter der Bank. Der Rüde konnte es nicht lassen trotz ansprechen und wegschieben seine Schnauze unter die Bank zu stecken um Charly zu beschnüffeln. Flink wie der Teufel war Charly mit einem Satz unter der Bank hervor und zwickte den wesentlich größeren Rüden kräftig genug in die Schnauze, daß dieser unverletzt aber winselnd abzog. Wir nahmen unseren Hunden die Leinen ab, und beide zogen sich sofort brav unter ihre Bank zurück. Der Eindringling war erfolgreich vertrieben, Futter und Rudel hatte man erfolgreich verteidigt. Zwischenzeitlich blies uns der auf dieser Hütte extreme Wind immer wieder den Schinken vom Teller.
Das einzige wirklich schöne auf dieser Berghütte war der Ausblick auf Kreuzspitze, Kreuzkogel, Sennkogel, Seikogel, Hochjochferner, die Rofenbergköpfe und den oberen Rofenberg. Vom Hochjoch Hospiz kann man auf dem Weg 919 weiterwandern zur Vernagthütte oder an der Bergwand des Oberen Rofenberges und der Rofenbergköpfe entlang über die grüne Grenze nach Italien und damit verbunden zur Bella Vista Hütte. Beide Wanderungen hätten aber noch einigen Stunden in Anspruch genommen, und es wäre nicht möglich gewesen vor Eintritt der Dämmerung den Parkplatz in Vent zu erreichen. Da Übernachtung mit Hunden auf den Hütten in der Regel nicht möglich ist, traten wir also auf gleichem Weg den Rückweg an. Um ca. 17:00 Uhr waren wir mit drei kurzen Pausen auf dem Rückweg wieder am Auto.
11) Obergurgl ca. 1.900 m – Schönwieshütte ca. 2.280 m – Karlsruher Hütte (Langtalereckhütte 2.438 m) – Rotmoostal/Rotmoosferner ca. 2.300 m – Obergurgl ca. 1.900 m:
Zur gewohnten Zeit fuhren wir morgens zum Wanderparkplatz am Ortseingang von Obergurgl. Wir durchquerten den Ort und begaben uns dann beim Bundessportheim auf den Wanderweg Nr. 922, der als breiter Fuhr/Forstweg zur Schönwieshütte führt ( siehe Wanderung Nr. 4). Diesmal waren auf der Piste keine Laster mehr zwecks Bauarbeiten unterwegs. Die Herden von Schafen und Haflingern befanden sich diesmal hauptsächlich unterhalb der Hohe Mut am Hang bei der Nederhütte. Wir wanderten, wie bereits geschildert, zur Schönwieshütte. Heute sollte die Schönwieshütte jedoch nicht unser Endziel sein, sondern geplant war die Wanderung von hier auf dem Weg Nr. 922 vorbei an der Gurgler Alm (Schäferhütte, keine Einkehr) zur Karlsruher Hütte/Langtalereckhütte.
An der Schönwieshütte angekommen setzte leichtes Schneetreiben ein. Wir setzten uns diesmal wegen der Witterung in den Gastraum der Hütte. Da es erst ca. 9:30 Uhr war, waren wir die einzigen Gäste. Wir nahmen eine heiße Zitrone zu uns und schauten dabei dem Schneetreiben zu. Ab der Schönwieshütte führt der Forstweg als breite Schotterpiste fast eben weiter an den Berghängen entlang, Richtung Karlsruher Hütte. Ab der Schönwieshütte trifft man auch wieder auf größere Schafherden, da sich diese aber weiter unterhalb des Weges befanden, gab es keinen Anlaß die Hunde anzuleinen. Den Schäfer beobachteten wir mit seinem mittelgroßen Mischlingshund bei der Verteilung des von den Schafen heiß begehtren Salzes. In der Herde befinden sich Tiere mit blauer Farbmarkierung, rote Markierung u.s.w. Die Bauern geben dem Schäfer ihre Tiere mit in die Berge, die Tiere tragen die unterschiedlichen Farbmarkierungen, damit auseinandergehalten werden kann, welche Schafe welchem Bauern gehören. Es kam bei uns die Frage auf, wie die Schäfer sicher gehen können, daß die ständig frei grasenden Tiere sich nicht entfernen und immer wieder zur Herde zurückkommen. Ein einfacher Trick dient diesem Zweck. Salz ist ein lebensnotwendiger Bestandteil für die Schafe, da sie hier oben mit dem Gras nicht genug Salz zu sich nehmen können, wird dieses Salz an bestimmten Punkten für die Schafe ausgestreut, und die Tiere kommen dann schon deshalb immer hierher zurück.
Der Forstweg führt an der Bergwand entlang und rechts hat man den traumhaften Bilck in das Gebirgstal, auf Obergurgl und den am gegenüberliegenden Gebirgshang verlaufenden Ramolweg. Das Wetter besserte sich glücklicherweise, sonst hätte man diese Aussicht nicht genießen können. Nur ca. 20 Gehminuten von der Karlsruher Hütte (2.438 m) entfernt verläuft der breite Weg noch einmal steiler werdend in Serpentinen. Oben auf dem Brink bei der Zollhütte angekommen, kann man die Hütte bedingt durch mehrere Felsvorsprünge aber noch nicht sehen, obwohl es von hier nur noch ein Katzensprung ist. Auch auf der Karlsruher Hütte kehrten wir mit beiden Hunden ein, es war einfach zu windig um sich draußen auf die Terrasse zu setzen. Beim Betreten der Hütte sah ich im Gang zum Gastraum einen Sack Trockenfutter für Hunde. Also ging ich erst alleine in die Hütte um den Wirt zu fragen, ob es in Ordnung sei, wenn wir unsere Hunde mit hineinbringen. Die Wirtin erzählte uns die hütteneigene Rottweilerhündin sei im Moment nicht da, und unsere Einkehr mit Hunden auf keinen Fall ein Problem. Wir nahmen eine warme Knödelsuppe und Kaffee zu uns und wanderten nach ca. 20 Minuten weiter, allerdings nicht, ohne noch einen Blick von der sagenhaften Sonnenterrasse der Berghütte auf den Gurgler Ferner und das hoch oben am gegenüberliegenden Berghang liegende Ramolhaus zu werfen. Von der Karlsruher Hütte aus gibt es einen schmalen Bergpfad, der weiterführt zum Hochwildehaus auf 2.866 m Höhe. Die Wanderung dorthin dauert von der Karlsruher Hütte auf jeden Fall nochmal 2 Std. hin und 2 Std. zurück. Da das mit dem Rückweg nach Obergurgl zu lang geworden wäre, und man wie schon erwähnt auf den meisten Berghütten nicht mit Hunden übernachten kann, war uns das zu weit. Außerdem ist der Weg wirklich sehr schmal und zieht sich zunächst direkt an der Bergwand und später durch Geröll und Fels aufwärts. Wir liefen also von der Karlsruher Hütte nur ein kleines Stück ins Langtal und kehrten aber schon nach kurzer Zeit um, um uns auf den Rückweg zu machen.
Auf gleichem Weg wie beim Aufstieg, machten wir uns auf den Rückweg. Auf dem Weg begegneten wir kurz vor der Schäferhütte diesmal dem Schäfer mit seinem Hund. Er sprach uns an, warum wir die Hunde ohne Leine hätten. Wir bemühten uns dem guten Menschen zu erklären, daß unsere Hunde weder jagen noch Schafe hetzen, daß sie eben den Umgang mit fremdem Getier ohne Leine von kleinauf gewöhnt sind. Es war nicht möglich dem Hirten zu erklären, daß Hund nicht gleich Hund ist. Er meinte nur diese Sprüche höre er ständig von Hundehaltern, und dann würden Gasthunde doch immer wieder die Schafe an den steilen Hängen regelrecht in den Tod treiben. Ich verstehe durchaus die Situation dieser Menschen, die schließlich von ihrem Vieh leben, gleichzeitig sehe ich aber nicht ein, daß ich die Ignoranz und schlechte Erziehung anderer Hundehalter ausbaden soll, und meine Hunde darunter letztendlich zu leiden haben. Wir verabschiedeten uns kurzerhand höflich und gingen weiter. Zu diskutieren hat bei so etwas wenig Sinn.
Wieder an der Schönwieshütte angekommen entschlossen wir uns noch ein Stück ins Rotmoostal hineinzuwandern. Rundum an den Hängen des Rotmoostales hörte man die Murmeltiere ihre Warnpfiffe ausstoßen. So viele Murmeltiere wie in diesem Tal habe ich noch nirgendwo mit bloßem Auge zu Gesicht bekommen. Auf dem Trampelpfad der durch das Rotmoostal führt, begegneten wir auch wieder dem Ehepaar mit der Mischlingshündin, das wir schon einige Tage zuvor am Martin Busch Haus kennengelernt hatten. Sie hatten zwischenzeitlich einige Tage nicht wandern können oder nur getrennt, da ihre Hündin Ori sich bei einer Tour die Pfoten im Geröll verletzt hatte. Die drei Hunde liefen nebeneinander den Weg lang. Ab und zu beobachteten sie wie wir die Murmeltiere, aber nicht einer der Hunde sah eine Veranlassung zu den Tieren hinzuhechten. Zusammen gingen wir an der Rotmoosache entlang Richtung Rotmoosferner. Wir Frauen nervten die Männer damit, daß wir wunderschöne Steine in allen Farben aus dem Gletscherwasser bargen, die unsere Männer dann für uns in ihren Rucksäcken mit ins Tal schleppen mußten.
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